Jurieren – aber wie?

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By Vienna’s International Society

December 5, 2010

Christoph Wiederkehr suchte eine Frage auf diese Antwort – und fand sie beim Jurierseminar Wiesbaden in Deutschland:

Eine Debatte aus Jurorensicht / Jurierseminar Wiesbaden

Nach jeder Turnierdebatte beginnt für die Redner das bange Warten. Wer hat gewonnen und wie viele Punkte konnten erreicht werden? Während diese Fragen unter den Rednern erläutert werden, beraten die Juroren das Ergebnis. Doch nach welchen Kriterien bewerten die Juroren und wie kann die getroffene Entscheidung so vermittelt werden, dass sie für alle Redner nachvollziehbar ist?

Um die Kunst des guten Jurierens zu lernen, lud der Verband der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) von 26. bis 28. November zum ersten Jurierseminar der Saison 2010/2011 nach Wiesbaden in Deutschland. Ziel dieses Seminares war einerseits die Ausbildung von regelkundigen Juroren, die auf Turnieren für qualifizierte Verstärkung sorgen sollen. Andererseits diente das Wochenende auch dazu, das Wissen um gutes Jurieren und nützliches Feedbackgeben auch in die einzelnen Klubs zu tragen.

Im Prozess des Jurierens sind drei Schritte von wesentlicher Bedeutung. Erstens die Entscheidungsfindung des einzelnen Jurors nach den relevanten Kriterien, der zweite Schritt ist die Absprache und die Einigung der Juroren im Team. Doch auch die nach allen Regeln der Jurierkunst getroffene Entscheidung muss in einem dritten Schritt erst dem Redner verständlich gemacht werden. Auf dem Seminar wurden diese einzelnen Schritte theoretisch besprochen und, um den Lernerfolg zu verfestigen, natürlich auch gleich in die Praxis umgesetzt.

Am Freitag standen die sehr komplexen Bewertungskriterien der „Offenen Parlamentarischen Debatte“ (OPD) auf dem Programm. Vor allem die Erklärung und Abgrenzung der fünf Einzelrednerkategorien (Sprachkraft, Auftreten, Kontaktfähigkeit, Sachverstand und Urteilskraft) nahmen viele Stunden in Anspruch. Nach der Erläuterung der Teamkriterien am Samstag konnte das angeeignete Wissen sogleich in einer Debatte getestet werden.

Der Nachmittag war dem British Parliamentary Style (BPS) gewidmet, dessen Jurierart sich sehr stark von der der OPD unterscheidet. Im Mittelpunkt steht, im Gegensatz zu der absoluten Rednerbewertung in der OPD, eine relative Bewertung der Teams und eine Fokussierung auf eine gemeinsame Entscheidungsfindung des Jurorenteams über den Ausgang der Debatte. Anhand einer vom Debattierclub aus Mainz leidenschaftlich durchgeführten Debatte wurden die Redner von den knapp 30 anwesenden Juroren bewertet.

Sonntags schließlich stand das Feedback im Mittelpunkt. Ein gutes Feedback sollte einerseits eine verständliche Begründung über das Ergebnis der Debatte bzw. über die Leistung der Einzelredner beinhalten. Von wesentlicher Bedeutung ist andererseits das „coachende“ Element, um dem Redner seine Stärken und seine Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Abschließend ist zu sagen, dass das Wissen über richtiges Jurieren auch dem eigenen Debattieren zu Gute kommt. Jedem Redner, der sich verbessern möchte, ist daher nur nahe zu legen, sich auch mit den Jurierkriterien auseinanderzusetzen.

Logo VDCHDas Jurierseminar Wiesbaden wurde vom VDCH veranstaltet. Lernen durfte man beim Auftakt der Debattiersaison 2010/11 vom Marcel Giersdorf (DCJG Mainz), Lukas Haffert ( Tilbury House Köln), Torsten Rössing (Klartext Halle) sowie Patrick Ehmann (Berlin Debating Union). Jurieren zu lernen ist nicht teuer: das bewies der VDCH mit einem Teilnahmebetrag von nur 10 Euro, in dem Schulung, zwei Übernachtungen sowie volle Verpflegung inkludiert war.

Bis zum nächsten Jurierseminar!

Christoph Wiederkehr/msi

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